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Wissenschaftlich heißt der Käfer Peltis grossa. Ein deutscher Name fehlt der Flachkäferart aus der Familie der Jagdkäfer allerdings noch. Lange 113 Jahre wurde er im Bayerwald nicht nachgewiesen. Da auch seit der Intensivierung der Käferforschung im Nationalpark vor 13 Jahren kein Exemplar gesichtet wurde, musste man davon ausgehen, dass die Art ausgestorben war.  Nun der lang erwartete Erfolg: Nationalpark-Forschungsleiter Prof. Jörg Müller fand das bis zu zwei Zentimeter große Insekt an einem mächtigen Fichtenstumpf. Damit gibt es nun 16 Urwaldreliktkäfer im Nationalpark – so viele wie nirgendwo sonst in Bayern.  

Es ist eine laue Spätsommernacht. Entomologe Lukas Cizek aus Budweis ist am Plöckenstein im tschechischen Nationalpark Šumava unterwegs. Er ist auf der Suche nach dem Zottenbock, ebenfalls ein Urwaldrelikt. Doch anstelle dessen findet er in der Nationalpark-Kernzone fast 20 Exemplare des Peltis grossa. Alle tummeln sich an Borkenkäferfichten, deren natürlicher Zerfall vom Rotrandigen Baumschwamm, einem Pilz, der Zellulose zersetzt, beschleunigt wird. Gegen 22:30 Uhr teilt er seinem bayerischen Kollegen Müller die Entdeckung via SMS mit. Der geht nicht ins Bett, sondern sucht potentielle Lebensräume in den Nationalparkwäldern auf. Zehn Minuten dauert es, bis Müller die Sensation gelingt. Auf einem Baumschwamm sitzt ein vitaler Peltis grossa. Zuletzt wurde diese Art im Bayerischen Wald im Jahr 1906 bei Spiegelau gesehen.

Käfer hat in einem Reservat auf tschechischer Seite überdauert

„Das Geheimnis des Erfolgs liegt in einem kleinen Reliktvorkommen in einem Reservat auf tschechischer Seite, rund 20 Kilometer hinter der Grenze,“ vermutet Müller. „Hier gab es in den 1990er Jahren noch Peltis-grossa-Funde“. Dies zeigt wie wichtig natürliche Spenderflächen für die Wiederbesiedlung sind.

Für große langfristig überlebensfähige Populationen braucht der Käfer vor allem eins: Viel Totholz mit Baumschwämmen. Das findet er mittlerweile in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava auf großer Fläche – dank Borkenkäfer und Sturmereignissen. Nur deswegen gelang es dem Urwaldrelikt sich aus seinem kleinen urwaldartigen Refugium in die grenzüberschreitende Waldwildnis auszubreiten.  Ohne die Philosophie Natur Natur sein lassen, wäre dies nicht möglich gewesen. „Große Schutzgebiete, die natürliche Prozesse zulassen, schaffen eben genau die Strukturen, die gefährdete Waldarten wie Peltis grossa dringend benötigen“, betont Müller.

Glückwünsche zur Wiederentdeckung kommen auch aus Tschechien. Pavel Hubený, Direktor des Nationalparks Šumava, freut sich nicht nur darüber, dass das Urwaldrelikt sich jüngst in seinem Schutzgebiet wieder ausgebreitet hat, sondern vor allem über den Sprung nach Bayern. „So wird die Nachricht zur grenzübergreifenden Erfolgsgeschichte, die einmal mehr zeigt, dass unsere geschützte Natur zusammen Großes bewegen kann.“

Seit 2015 der zweite wiederentdeckte Urwaldreliktkäfer

Für Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl bestätigt dies ebenfalls den hohen Wert ungestörter Walddynamik auf großer Fläche. „Der Fund erinnert an die Geschichte der Zitronengelben Tramete. Auch dieser höchst gefährdete Pilz hat bei uns in naturnahen Waldreservaten überdauert und sich von dort aus in die Naturzonen des Nationalparks Bayerischer Wald ausgebreitet.“ Die Gemeinsamkeit mit dem wiederentdeckten Flachkäfer: Auch die Tramete benötigt große Mengen Totholz.

Der Fund beflügelt übrigens nicht nur die Naturschutzabteilung des Nationalparks, sondern auch das Umweltbildungsteam. Demnächst steht nämlich die Neuauflage des 2015 erschienenen Kinderbuchs „Die wilden 14“ an, in dem der Nationalpark als Herausgeber das Thema Urwaldreliktkäfer kindgerecht darstellt. Die neue Version des Buches wird dann jedoch den Titel „Die wilden 16“ tragen. Seit der Erstpublikation wurde neben Peltis grossa nämlich bereits 2017 der Gehörnter Zunderschwamm-Schwarzkäfer mit wissenschaftlichem Namen Neomida haemorrhoidalis im Nationalpark entdeckt.

Quelle: Pressemeldung des Nationalparks

Website des Nationalparks Bayerischer Wald

 

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus – so auch der 50. Geburtstag des Nationalparks Bayerischer Wald im kommenden Jahr. „2020 feiern wir nicht nur das 50-jährige Bestehen unseres Schutzgebiets, sondern auch 50 Jahre Nationalparkbewegung in Deutschland“, so verdeutlicht Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl die Bedeutung des anstehenden Jubiläums. Dswegen laufen die Vorbereitungen für zahlreiche Aktionen bereits auf Hochtouren. Nicht nur ein exklusives Führungsprogramm wird vorbereitet, sondern auch zwei Wochenenden, an denen in den Nationalparkzentren Lusen und Falkenstein „Feste für die Region“ geplant sind.

Der Auftakt des Veranstaltungsreigens wird in Berlin auf der ITB begangen. In Kooperation mit dem bayerischen Umweltministerium „werden wir schon ganz gezielt Werbung für die Region als umweltverträgliche Naturtourismus-Destination machen“, verspricht Leibl. 

Der 50. Geburtstag des Nationalparks - Veranstaltungen

Die erste Großveranstaltung steht von 22. bis 24. Mai 2020 an. Während am Freitag ein offizieller Festakt geplant ist, sind samstags und sonntags Einheimische und Urlauber dazu eingeladen, rund um das Neuschönauer Hans-Eisenmann-Haus zu flanieren. Dabei wird einiges geboten – Musik, Kunst, Kulinarik, Kinderprogramm, Infotainment und vieles mehr. Ähnlich wird auch das Wochenende von 7. bis 9. August 2020 rund um das Haus zur Wildnis bei Ludwigsthal begangen. „Beide Feste werden jedoch unterschiedliche Schwerpunkte bekommen“, erklärt Leibl. So stehen beim Auftakt regionale und bundesweite Partner – etwa die anderen deutschen Nationalparke – mit im Fokus. Im August wird es dann etwas internationaler.

Großen Wert legt der Nationalpark im kommenden Jahr zudem auf außergewöhnliche Führungsangebote. „Wir werden im Sommerhalbjahr jeden Mittwoch einen ganz exklusiven Einblick in unsere wilde Natur gewähren, den es so noch nicht gab“, erklärt Leibl. Dabei werden vor allem langjährige Mitarbeiter die Walddynamik bei spannenden Ausflügen in den Nationalpark auf ungewohnte Weise näherbringen. Komplettiert wird dies durch Tage der offenen Türen in den Nationalpark-Einrichtungen, die sonst nicht für die breite Öffentlichkeit zugänglich sind – etwa in den Servicezentren Lusen und Falkenstein, im Wildniscamp oder im Jugendwaldheim.

Begleitet wird das Geburtstagsjahr natürlich auch von gezielter Öffentlichkeitsarbeit. So steht zum Beispiel ein eigener Internetauftritt und ein Jubiläumsmagazin auf dem Programm. Ein eigenes Logo zum Jubeljahr ist schon fertig. „Und dann wird uns sicher auch noch die ein oder andere kleine Überraschung einfallen“, sagt Leibl.

Website des Nationalparkes

Foto: Elke Ohland/Nationalpark Bayerischer Wald

Dr. Hans Bibelriether ist einer der Gründungsväter des Nationalparks Bayerischer Wald. Er war von 1969 bis 1998 Leiter des ersten deutschen Nationalparks, der sich unter seiner Leitung zu einem international bedeutsamen Großschutzgebiet entwickelte. Bibelriether hat die Geschichte des Nationalparks in einem eindrucksvollen Buch beschrieben, das im Juli 2017 veröffentlicht wurde. Es war uns eine große Freude, ihn in Grafenau zum Gespräch treffen zu können.

Danke, dass sie ganz spontan für uns Zeit gefunden haben um etwas über den Nationalpark Bayerischer Wald zu sprechen, der in drei Jahren fünfzig Jahre alt wird. Rückblickend kann man sagen, es war eine sehr schwere Geschichte, aber mittlerweile eine absolute Erfolgsgeschichte.

Dr. Hans Bibelriether: Ja, man muss sagen, damals als der Nationalpark gegründet wurde, da wusste keiner so recht, was ist ein Nationalpark überhaupt. Das Gutachten der Staatsforsten hat den Nationalparknamen bekommen, obwohl eigentlich ein Naturpark geplant war. Das heißt, weiterhin Forstwirtschaft betreiben und auf die Jagd gehen usw.

Als wir dann 1970 hier begonnen haben, uns dann in Europa und in Amerika andere Nationalparke angesehen haben, echte Nationalparke, dann war klar, dass im Grunde der Weg zur Natur ein anderer war, als der, den wir uns mit unseren künstlichen Maßnahmen vorgestellt hatten.

Es ist so, dass ich nach einigen Jahren versucht hab, es zusammenzufassen in den Worten „Natur Natur sein lassen“. Nicht eingreifen und nicht manipulieren, nicht Pflanzen und alles verändern.

Natur Natur sein lassen ist eine gute Sache. Zur Zeit ist ja im Gespräch, in Deutschland Wildnis zu schaffen. Wildnis ist sehr schwierig herzustellen in einem durchkultivierten Land wie Deutschland. Ihr Motto trifft es eigentlich besser.

Dr. Hans Bibelriether: Es ist entscheidend. Man kann nicht künstlich Urwald schaffen und man künstlich nicht Wildnis schaffen. Man kann es nur der Natur überlassen, wie sie sich entwickelt. Es geht nicht anders. Deswegen ist es jetzt sehr positiv, dass Wildnis in Deutschland wieder zugelassen wird. Vor dreißig Jahren war das ein absolut negativer Begriff. Und heute wollen über die Hälfte der Deutschen mehr Wildnis in unserem Land. Deswegen haben Nationalparke die Aufgabe, natürliche Entwicklungen von natürlichen Lebensgemeinschaften zuzulassen.

Sie haben ja in ihrem gerade erschienenen Buch „Natur Natur sein lassen“ die Geschichte des Nationalparks Bayerischer Wald ausführlich beleuchtet. Ich konnte noch nicht alles lesen, aber ich frage mich, wie ist dass, jahrzehntelang gegen massive Widerstände zu arbeiten? Man hat sie als „nationales Unglück“ bezeichnet, sie haben Morddrohungen erhalten. Wie bleibt man da bei der Sache?

Dr. Hans Bibelriether: Ich hatte das Glück, 1945/46 als zwölfjähriger Junge ein Jahr lang nicht in die Schule gehen zu müssen. In dieser Zeit war ich ständig in der Natur unterwegs. Das hat mich mehr geprägt, als neun oder zwölf Jahre Schule. Das war der Grund, weshalb ich dann Forst studiert habe, dann in München an der Uni als Assistent war und in den Bayerischen Wald wollte. Für mich hat die Natur einen besonderen Eigenwert. Wie es auch in der Bibel im 1. Buch Mose steht. Diese Aufgabe, wenigstens ein paar Flächen in unserem Land wieder der Schöpfung zu überlassen, hat mich motiviert.

Wo sehen sie den Nationalpark so relativ kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag?

Dr. Hans Bibelriether: Er ist das großflächigste natürliche Waldgebiet in Deutschland. Auch wenn nach der Erweiterung im Jahr 1997 nochmal 10.000 Hektar dazukamen wo sich eigentlich auch etwas schneller Natur hätte entwickeln sollen. Immerhin könnte es sein, dass zum fünfzigjährigen Jubiläum dreiviertel der Fläche wieder wilder Naturwald sind.

Schätzen die Menschen hier in der Region den Nationalpark? Hat sich die Akzeptanz erhöht?

Dr. Hans Bibelriether: Die Akzeptanz hat sich wirklich erhöht. Im Altparkgebiet zwischen Rachel und Lusen sind inzwischen dreiviertel der Bevölkerung für den Nationalpark. Auch weil sie begriffen haben, was der Nationalpark für die regionale Entwicklung bedeutet. Und weil sie auch eine andere Waldentwicklung erlebt haben. Ich kenne kein Land auf der Welt, wo es so aufgeräumt sein muss im Wald. Dieses Aufräumen hat mit der Natur nichts zu tun. Ein unaufgeräumter Wald ermöglicht einen völlig anderen Blickwinkel. Und diesen Lernprozess habe auch ich durchgemacht.

Nach dem Borkenkäfer hat sich der Wald viel schneller regeneriert, als angenommen. Wenn man heute im Nationalpark unterwegs ist, ist es atemberaubend, diesen wilden Wald zu sehen.

Dr. Hans Bibelriether: Ja, der Borkenkäfer war das größte Problem überhaupt. Doch vieles in der Nationalparkgeschichte war für mich kein Zufall sondern Fügung. Als 1986 die Massenvermehrung des Borkenkäfers so richtig einsetzte, da war gerade sechs Wochen vorher vom Ministerium entschieden worden, dass bei sechstausend Hektar Wald nicht mehr eingegriffen wird. Wenn das nicht gewesen wäre, hätte man den Käfer auf der Fläche bekämpft und der Nationalpark wäre nicht das geworden, was er heute ist.

Ich muss unbedingt erwähnen, dass es alleine völlig unmöglich gewesen wäre, diesen Nationalpark zu machen. Es war ein Glücksfall, dass ich mit meinem Schulfreund Jörg Sperber zusammen angefangen habe. Einer von uns allein hätte das erste Jahr nicht überstanden. Nach einem halben Jahr hat der Chef der Forstverwaltung schon gesagt, dass es seine größte Fehlentscheidung war, uns zwei in den Bayerischen Wald zu versetzen. Ich habe immer wieder die Erfahrung gemacht, wenn man ein Netzwerk an Gleichgesinnten hat, den richtigen Minister, Hans Eisenmann, wenn wir ihn nicht gehabt hätten, wäre der Nationalpark nichts geworden. Auch Alois Glück hat sich immer wieder engagiert. Dann Hubert Weinzierl, Bernhard Grzimek und Landrat Karl Bayer, der auch hinter unserer Idee stand. Alleine kann man so etwas nicht schaffen.

Sie sind immer noch tätig im Verein der Freunde des Nationalparks

Dr. Hans Bibelriether: Ja, wir haben 1970, das war ein Glücksfall, ich kannte aus meiner Heimat einen Banker, den Karl-Oskar Koenigs. Er war dann dreizehn Jahre Präsident der Frankfurter Börse. Mit ihm war ich befreundet. Als ich ihm erzählt habe, dass ich in den Bayerischen Wald versetzt wurde, hat er gesagt, wir müssen sofort einen Freundeskreis gründen. Er war kein Bayer, ich musste jemanden suchen, der den Vorsitz übernimmt. Das war dann der Regierungspräsident von Landshut., der sagte, was der Staat nicht kann oder will, das machen wir. Dieser Verein der Freunde hat wirklich entscheidendes geprägt. Wir haben heute noch die Zeitschrift „Nationalpark“, in der wir unabhängig kritische Beiträge schreiben können. Wir haben die Bildungsarbeit im Bayerischen Wald eingeführt. Auch die Ranger hat der Verein am Anfang bezahlt.

Wir verfolgen ja auch die Diskussion um die Schaffung eines dritten Nationalparks in Bayern. Da geht es ja schon wieder los. Man fühlt sich in die siebziger Jahre versetzt. Viele sind für einen Nationalpark, aber bitte nicht bei uns.

Dr. Hans Bibelriether: Ja, die Gegner rücken zusammen. Das sind in Waldnationalparken die Jäger, die Förster und die holzverarbeitenden Betriebe und manche, die einen aufgeräumten Wald wollen. Die Mehrzahl ist für Nationalparke, setzen sich aber bei den Politikern noch nicht durch.

Den Frankenwald zur Diskussion zu stellen halte ich für abwegig. Man muss vorher bestimmte Kriterien festlegen und bestimmte naturnahe Verhältnisse müssen da sein. Eher eignen sich da der Spessart oder der Steigerwald.

Was bedeutet Wald für sie persönlich?

Dr. Hans Bibelriether: Der Wald ist ein Stück ursprünglicher Natur, ein Stück Schöpfung, das in seiner Vielfalt, Schönheit, Erlebnismöglichkeit aber auch praktischen Nutzen sehr bedeutsam ist. Wald ist für mich mehr als die Summe der Bäume.

Natur Natur sein lassen von Dr. Hans BibelrietherDas Buch von Dr. Hans Bibelriether heißt "Natur Natur sein lassen" und ist in der edition Lichtland in Freyung erschienen. (253 Seiten, zahlreiche s/w Abbildungen, 19,80 Euro, ISBN 978-3-942509-61-9)

Wilder neuer Wald zwischen Lusen und Tummelplatz
Wilder neuer Wald zwischen Lusen und Tummelplatz

(be) Um die aktuelle Entwicklung des Waldes im Nationalpark Bayerischer Wald zu erleben, sind wir im Sommer 2017 nach zwölf Jahren endlich einmal wieder in den Nationalpark gefahren. Wir wollten nachschauen, wie sich der Wald nach dem großflächigen Absterben des Bergfichtenwaldes durch den Borkenkäfer entwickelt hat. Einen der vielen besonders schönen und wilden Waldabschnitte des Nationalparkes kann man zwischen dem Lusen und dem Tummelplatz sehen. Dort wird schon heute besonders deutlich, wie prächtig und einmalig sich der Wald in den kommenden Jahrzehnten im Nationalpark entwickeln wird. Dabei wird sich die Waldstruktur immer wieder verändern, denn mit der zunehmenden Größe der Fichten verändert sich die Lichtsituation für andere Bäume und Pflanzen. Wachsen und vergehen, ein natürlicher Kreislauf in der Natur.

Wilder neuer Wald am Lusen
Wilder neuer Wald am Lusen

Wandertipp am Lusen

Man kann diese Ecke des Nationalparkes auf mehreren Wanderwegen erreichen. Einmal über den Winterweg hinauf zum Lusen, wobei man kurz unterhalb des Gipfels nach rechts abzweigt und dem Weg „Grünes Dreieck“ folgt. Ein anderer schöner Weg (Insgesamt ca. 12 Kilometer Wanderstrecke bei einem mittleren Schwierigkeitsgrad) führt vom Parkplatz Sagwassersäge aus am Sagwasser entlang mäßig ansteigend über die Sagwasserklause hinauf zum Weg „Grünes Dreieck“. Auf diesem geht es dann in Richtung Tummelplatz durch einen grandiosen dichten jungen Wald, der wunderschön anzusehen ist. Der Wanderweg ist teilweise so schmal, dass man hintereinander laufen muss. Die zahllosen jungen Fichten des Bergwaldes haben in den Jahren eine stattliche Größe erreicht. Es gelang uns nicht, Stellen wiederzufinden, die wir im Jahr 2005 gefilmt haben, um aktuelle Vergleichsaufnahmen zu machen.

Der Tummelplatz ist eine alte Hochweide

Der Weg durch den neuen wilden Wald bis hin zum Tummelplatz ist ein einziger Genuss. Der Tummelplatz ist übrigens eine alte Hochweide. Die große Holzhütte dort ist nicht bewirtschaftet. Ganz in der Nähe liegt übrigens der Aussichtspunkt Großalmeyerschloß. Nach einer Brotzeit kann man sich wieder auf den Heimweg machen. Dazu geht man auf dem Weg „Grünes Dreieck“ einige hundert Meter zurück, bis zum Weg „Arnika“. Diesem Weg bergab folgen und nach cirka drei Kilometern erreicht man am Parkplatz Sagwassersäge wieder den Ausgangspunkt der Wanderung.

Zwischen Lusen und Tummelplatz

Mitte Juni war es soweit. Wir waren endlich nach über einem Jahrzehnt wieder zu Filmaufnahmen in unserem geliebten Nationalpark Bayerischer Wald. Viel hat sich in dieser Zeit verändert, vieles aber auch gar nicht. Wir trafen so manches uns bekannte Gesicht und lernten neue Menschen kennen. Darunter zum Beispiel Dr. Hans Bibelriether, der sich spontan mit uns zu einem Interview  traf. Dr. Bibelriether hat gerade ein sehr spannendes Buch über die Entstehung des Nationalparkes Bayerischer Wald veröffentlicht. Wir werden das Buch in Kürze vorstellen. Und auch das Interview mit dem Pionier des ersten deutschen Nationalparkes wird dann hier zu hören sein.

Morgenstimmung am Rachelsee. Nationalpark Bayerischer Wald
Morgenstimmung am Rachelsee.

Bei ersten Filmaufnahmen am Lusen und in anderen Regionen des Nationalparkes waren wir begeistert davon, wie sich der wilde Wald nach den Windwürfen und dem Borkenkäfer entwickelt hat. Hier entsteht wirklich ein grandioser Wald, der in Deutschland wohl einmalig sein dürfte. Es war einfach überwältigend, wieder im Nationalpark unterwegs zu sein.

Höhepunkt Schachten und Filze

Der absolute Höhepunkt unseres Aufenthaltes war dann aber doch der Besuch auf den Schachten und Filzen im Erweiterungsgebiet des Nationalparkes. Bei perfektem Sommerwetter konnten wir dank der logistischen Unterstützung durch Stefan Neuberger von der Nationalparkwacht per Autotransport dreieinhalb Stunden Aufstieg zu Fuss sparen und früh am Morgen mit dem Filmen beginnen.

Filmaufnahmen auf den Schachten und im Filz - Nationalpark Bayerischer Wald
Filmaufnahmen auf den Schachten und im Filz

Das fruchtende Wollgras im Filz hatten wir in allen Jahren unserer Besuche im Nationalpark noch nie so schön erlebt und auch der Sonnentau blühte in großen Beständen bereits Ende Juni. Ein grandioses Erlebnis! Menschenleer, wir trafen den ganzen Tag lang sechs andere Wanderer. Naturgenuss pur also.

Blick vom Großen Schachten hinüber zum Arber
Blick vom Großen Schachten hinüber zum Arber

Jetzt steht die Sichtung des Bild- und Filmmaterials an. Und auch der Filmschnitt wird noch eine gewisse Zeit benötigen. Aber wir werden unsere neuen Eindrücke aus dem ersten deutschen Nationalpark, der in drei Jahren übrigens fünfzig Jahre alt wird, bald präsentieren.

 

 

 

Wer jetzt durch den Nationalpark Bayerischer Wald wandert, kann ein paar neuen Gesichtern begegnen, denn bei der Nationalparkwacht gibt es drei neue Rangerinnen.  Kristin Biebl, Martina Buchna und Alena Lettenmaier haben sich gegen dutzende Mitbewerber durchgesetzt.

„Durch die Nachbesetzungen konnten wir unsere Wacht in Sachen Fremdsprachenkenntnisse auf breitere Füße stellen. Außerdem haben wir das Team verjüngt und ihm eine weiblichere Note verliehen“, sagt Nationalparkleiter Franz Leibl. Entscheidend seien freilich die persönlichen Qualifikationen gewesen. Und da können die neuen Rangerinnen nicht nur mit den Fremdsprachen Tschechisch und Englisch punkten, sondern auch mit gehörigem Nationalpark-Wissen. Schließlich war jede der neuen Rangerinnen vorher bereits als Volunteer Rangerin oder Waldführerin engagiert.

„Ich freue mich schon darauf, in unserer wilden Natur mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen“, blickt Martina Buchna (34) aus Spiegelau auf ihr neues Aufgabenfeld. Die studierte Agrarökologin, die fließend Tschechisch spricht, war bereits Waldführerin mit Schwerpunkt Kindergruppen im Wildniscamp am Falkenstein. Zudem hat sie schon bei einigen Forschungsprojekten des Parks mitgearbeitet.

Dank des neuen Jobs kehrte Kristin Biebl (25) aus Frauenau zurück in die Heimat. „Ich habe mit elf Jahren schon gesagt, Rangerin sein, das wäre einfach super. Nun hat’s zum Glück geklappt.“ Bereits nach ihrer Zeit als Junior Rangerin engagierte sich die Dolmetscherin, die in Edinburgh studiert hat, als Volunteer Rangerin für den naturbegeisterten Nachwuchs in der Region. Das ist nun auch Teil ihres neuen Aufgabenfeldes.

Bei der Nationalparkwacht gibt es drei neue Rangerinnen. Kristin Biebl, Martina Buchna und Alena Lettenmaier
Bei der Nationalparkwacht gibt es drei neue Rangerinnen. Kristin Biebl, Martina Buchna und Alena Lettenmaier . (von links nach rechts)

Die dritte im Bunde ist Alena Lettenmaier (25) aus Zwieslerwaldhaus. Auch sie war Junior Rangerin, später Waldführerin, spricht Englisch und Tschechisch. Und während ihrer Erzieherinnen-Ausbildung verbrachte sie bereits ein Jahr im Wildniscamp am Falkenstein. „Immer wenn man bei Führungen genau erklärt, was unseren Nationalpark ausmacht, wofür Natur Natur sein lassen steht, dann sind alle Teilnehmer richtig begeistert“, erklärt sie ihre Motivation, das Hobby zum Beruf zu machen.

Die drei Rangerinnen sind nun Teil eines 27-köpfigen Teams, welches im Nationalpark hauptsächlich für die Besucherinformation im Gelände zuständig ist. Zu den weiteren Aufgabengebieten gehört auch die Kontrolle des Wegenetzes, die Mitarbeit an Forschungsprojekten oder das Durchführen von Führungen.

Seit zehn Jahren waren wir nicht mehr im Nationalpark Bayerischer Wald. Doch das soll sich in Kürze ändern. Wir wollen endlich mit eigenen Augen sehen, wie sich der wilde Wald in einem Jahrzehnt weiterentwickelt hat. Deswegen werden wir in Kürze wieder in den Nationalpark fahren und aktuell filmen, wie der Wald im Jahr 2017 aussieht.  Geplant ist eine etwa 20minütige "Fortsetzung" unseres Filmes aus dem Jahr 2006, der trotzdem nichts von seiner Aussagekraft verloren hat, weil er die ökologischen Zusammenhänge im Wald so gut erklärt. Das haben uns damals auch viele Fachleute bescheinigt. Und darauf sind wir durchaus etwas stolz.

Wir werden den neuen Film entweder als Download anbieten und/oder ihn allen Bestellern unseres Films von 2006 als DVD beilegen. Wir freuen uns sehr auf einen neuen Besuch in "unserem" Nationalpark Bayerischer Wald. Aber bis es soweit ist, bitten wir noch um etwas Geduld bis zum Herbst diesen Jahres.

Mit großer Bestürzung haben wir vom plötzlichen Tod von Karl Friedrich Sinner erfahren. Sinner war bis 2011 Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald. Wir sind nochmals dankbar für die damalige Unterstützung unseres Nationalparkfilmes durch ihn. Erst in der letzten Woche hatten wir noch Kontakt mit Karl-Friedrich Sinner, der sich bis zu seinem Tod am Sonnabend für die Einrichtung eines dritten Nationalparkes in Bayern eingesetzt hat. Wir denken an die gemeinsamen Rundgänge durch den Nationalpark Bayerischer Wald zurück und sind sehr traurig.

Karl Friedrich Sinner gestorben
Karl Friedrich Sinner gestorben